14.700 Wirtschaftsprüfer/innen, 3000 WP-Gesellschaften, 2200 vereidigte Buchprüfer und 70 Buchprüfungsgesellschaften wählen mittels Briefwahl von Juni bis Anfang Juli 2022 ihre Berufsvertretung in den Beirat der Wirtschaftsprüferkammer. An der Wahl können sich noch rund 1.100 Nicht-WP/vBPs, in der Regel Steuerberater und Rechtsanwälte mit Organstellung, mit dem aktiven Wahlrecht einbringen.
Die gewählten 45 WP- und 9 vBP-Beiräte wählen aus Ihrer Mitte heraus dann den 13-köpfigen Vorstand (11 WP und 2 vBP), die aus dem Beirat ausscheiden. Sie werden durch Nachrücker aus den Listen ersetzt. Der Vorstand regiert vier Jahre de facto mit exekutiver, legislativer und Judikative Macht. Abwahl ist nicht möglich. Die Mehrheitsfraktion im Vorstand herrscht absolut.
2011 gewann die Liste des Sprechers von wp.net, Michael Gschrei, dank des von ihm erkämpften neuen Briefwahlrechts alle WP-Sitze. 2014 war dann die Gschrei-Liste mit 37 Prozent nur die relativ stärkste Liste, weil der Wahlsieger 2011 das Verhältniswahlrecht eingeführt hatte. Sechs weitere WP-Listen – darunter vier Big4-Listen – schlossen sich gegen die Gschrei-Liste zusammen, um diese vom Vorstand der WPK fern zu halten.
2018 errang die Gschrei- und die Eschbach-Liste 47% der WP-Sitze. Nun konnte man uns zwar den Eintritt in den Vorstand nicht mehr verweigern, wie 2014, weil mit 5 Mitgliedern von 11 in der Minderheit, konnten wir kein gemeinsam beschlossenes Reformziel umsetzen. Weder die Zusammenführung der Berufsbezeichnungen, noch die gerechte Beitragsordnung, noch die verhältnismäßige Qualitätskontrolle, noch eine ausgewogene Besetzung der KfQK und vieles mehr, scheiterte an den Mehrheit im Vorstand. Es waren die streitbaren Geister des wp.net, die dem WP/vBP-Berufsstand das demokratische Wahlrecht erkämpfte.
Nach dem Wahlsieg 2011 unternahm wp.net den ersten Versuch, die Skalierung salonfähig zu machen. Es gab einige Lösungen, aber mit den IDW-PS war es nicht mehr. Mit IKS-Prüfung First kann man nicht skalieren, war unsere Erkenntnis.
2016 startete wp.net das Projekt ISA-Prüfung mit Skalierung. 2017 sprang dann auch das IDW auf den ISA-Zug auf. Ein IDW-DE sollte es aber doch noch sein, um das IDW-Geschäftsmodell zu retten.
2003 hat das IdW das Projekt „Skalierung der IDW PS“ kurz nach dem Start wieder eingestampft. Seit kurzem (Ende 2021) überschlägt sich das IDW geradezu mit ihren Pirouetten für die Skalierung. Obwohl noch in der Entwurfsfassung, werden schon Schulungen vom IDW angeboten. Das böse Erwachen wird nicht lange auf sich warten lassen. Dann wenn die Unternehmen die Honorare halbieren.
Unsere Aktivitäten sind es, die Bewegung schaffen. Ein Verband der seine Mitglieder fragen muss, wo der Schuh drückt, welche Probleme die Praktiker haben, kann seinen Kunden nach unserer Meinung nicht viele Lösungen bieten. Deswegen ist unser Ziel für die Wahlen 2022: wp.net-Listen müssen die absolute Mehrheit im Beirat und damit auch die Mehrheit im Vorstand erringen. Die vor 10 Jahren 2012 durch den Rücktritt des Präsidenten Gschrei unterbrochene Reformarbeit für den Mittelstand muss neu starten. Damit sich diese Hoffnung realisiert, ist es notwendig, dass sich die Wirtschaftsprüfer/innen aus den Einzelpraxen und dem Mittelstand stärker an der Wahl beteiligen. Deren Wahlbeteiligung lag 2014 und 2018 leider unter 50 Prozent, während die Big4 ihre Mitarbeiter zwischen 80% (KPMG) und 70% (Deloitte) zur Briefwahl bewegen konnten.